Das Natürlichkeitsgebot
Hopfen, Malz und frische Ideen
Wer in Deutschland Bier brauen und verkaufen möchte, ist an das Vorläufige Biergesetz (VorlBierG) von 1993 gebunden, das so genannte Reinheitsgebot. Doch das „VorlBierG“ erlaubt den Bierkonzernen mehr als man denkt: Zuckerzusätze, Konzentrate und chemische Filterstoffe. Kleine handwerkliche Brauereien hingegen, die natürliche Zutaten wie Maronen oder frische Beeren einsetzen möchten, dürfen ihr Bier in Deutschland ohne Sondergenehmigung nicht als Bier verkaufen. Die Deutschen Kreativbrauer haben deshalb einen eigenen Qualitätsstandard entwickelt: das Natürlichkeitsgebot. Wir setzen uns für eine deutschlandweit einheitliche Regelung ein, die Brauern in allen Bundesländern gleichermaßen das Brauen mit natürlichen, für den menschlichen Verzehr zugelassenen, Zutaten erlaubt.
Zutaten und Rohstoffe
Gutes Bier macht Arbeit – und das ist auch richtig so. Die Deutschen Kreativbrauer verzichten auf vorproduzierte Extrakte und setzen stattdessen auf qualitativ hochwertige, echte Rohstoffe. Damit ein Bier das offizielle Qualitätssiegel „Gebraut nach dem Natürlichkeitsgebot“ tragen darf, muss es außerdem folgenden Kriterien entsprechen:
Brauwasser – Das Brauwasser, das für die Herstellung unserer Biere verwendet wird, muss der regionalen Trinkwasserverordnung entsprechen.
Malz – Unsere Brauereien dürfen mit Standardmalzen arbeiten. Malzextrakte hingegen sind nicht zulässig – das gilt auch für Röstmalzextrakt, der oft zur Färbung eingesetzt wird.
Hopfen – Hopfen darf lediglich in Naturform als Dolden oder in Form von Pellets P90 oder P45 verwendet werden. Hopfenextrakte sind unter keinen Umständen erlaubt.
Hefe – Es dürfen sowohl flüssige, als auch Trockenhefen verwendet werden, die Hefe darf jedoch keine Zusatzstoffe enthalten.
Sonstige Zutaten und Rohstoffe – Nach den Richtlinien der deutschen Kreativbrauer darf mit allen natürlichen Rohstoffen, die in ihrer Beschaffenheit für den menschlichen Verzehr geeignet sind, gebraut werden. Die verwendeten Rohstoffe dürfen jedoch nicht genverändert sein. Farbstoffe, Konzentrate sowie künstliche Zusatzstoffe sind grundsätzlich nicht erlaubt.
Brautechnische und handwerkliche Verfahren
In der Industrieproduktion wird Bier heute mit High-Tech-Verfahren auf Stromlinienform gebraut. Die Deutschen Kreativbrauer verwenden stattdessen handwerkliche Methoden – und setzen auf Sorgfalt von Anfang an.
Brauvorgang – Das High-Gravity-Verfahren, bei dem das fertige Bier mit Wasser verdünnt wird, ist verboten. Die traditionelle Verdünnung der Würze am Anfang des Brauvorganges ist jedoch möglich.
Färbung – Eine nachträgliche Färbung durch Farbebier oder ähnliche künstlich hergestellte Produkte, die eine kräftigere, dunklere Biersorte vorspiegeln sollen, sind nicht erlaubt.
Lagerung und Haltbarkeit –Alle Maßnahmen zur künstlichen Haltbarkeitsverlängerung sind unzulässig. Dazu gehören beispielsweise die Eiweiß-Stabilisierung, die Verwendung des Kunststoffes PVPP im Brauprozess, die Kurzzeiterhitzung oder das Pasteur-Verfahren.
Filtration – Eine Filtration des hergestellten Produktes ist nicht erlaubt.
Ausnahmegenehmigungen werden vom Vorstand und/oder in einer Hauptversammlung entschieden und anschließend transparent kommuniziert.
Das Siegel
Natürlichkeit erkennen
Vielfalt ist gut, Orientierung aber auch. Das Gütesiegel mit dem gehopften Adler ist das Zeichen dafür, dass das betreffende Bier den Qualitätsrichtlinien des Natürlichkeitsgebots entspricht. Der Deutsche Kreativbrauer e.V. hat das Qualitätssiegel entwickelt – doch um das Siegel gegen eine Lizenzgebühr nutzen zu können, muss eine Brauerei kein Vereinsmitglied sein. Ausschlaggebend ist nur, dass das jeweilige Bier nach den strengen Regeln des Natürlichkeitsgebots gebraut wurde.
Die Definition
Was heißt denn hier natürlich?
Kreativ zu brauen heißt nicht, wahllos möglichst viele verrückte Zutaten auszuprobieren. Die Qualität, die Verträglichkeit und der Geschmack eines Bieres stehen für uns Kreativbrauer immer im Vordergrund. Wenn wir von „natürliche Zutaten“ sprechen, meinen wir damit – natürlich! – nur solche Zutaten, die in ihrer Beschaffenheit für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Das wären unter anderem Maronen, Koriander, frische Heidelbeeren, Meersalz, Salbei, Kirschen, Honig oder Gurke. Viele unserer kreativen Bier-Rezepturen sind übrigens nicht neu, sondern Hunderte von Jahren alt. Die obergärige Gose beispielsweise wurde schon im Mittelalter mit Kochsalz, Koriander und Milchsäure gebraut.
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